Samstag, April 21, 2007

Wechselabsichten

Geplanter Wechsel nach Gelsenkirchen; Ablösesumme unbekannt; Vertrag läuft im Sommer 2007 aus.

Um Details zu klären treffen sich Wechsler und Manager in der Stammkneipe Fire in the Hole. Bitte leise jetzt, es geht loooooooooooos!

"Tjo, so schauts wohl aus. Im nächsten Semester könnte ich wahrscheinlich zurück nach NRW."
-"Ach, jetzt doch? Steht deine Entscheidung also?"

"Ich denke schon, ja. Im Moment würde ich sofort zusagen."
-"Ohne Bedenken?"

"Zwei, drei, vier Bedenken habe ich natürlich schon, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder wie war dat?"
-"Warum willst du denn überhaupt wechseln? Die Bezahlung in DA stimmt doch, oder etwa nicht? Das Team ist doch großartig."

"Ja, aber Geld alleine macht nicht glücklich. Ohne Familie und alte Freunde ist es echt verdammt hart. Gegen das Team ist nichts zu sagen...jedes Team hat Macken..."
-"Aha, dann liegts also daran, dass du am Ruhrpott hängst?"

"Auch. Schlimmer ist einfach folgende Gewissheit, die jeden Tag erneut hervorgerufen wird: Eine Stadt - ich korrigiere - ein Städtchen in dem du fünf Minuten umherwanderst, ohne eine Menschenseele zu sehen.

Ein Städtchen, in dem ein Hochschul-Campus ist, der ab Donnerstagnachmittag zur Geisterzone wird. Du brauchst dich überhaupt nicht anzuschleichen, um irgendwelche Studenten zu überraschen. Es ist niemand da. Nur die Frösche und Enten im süffigen Tümpel halten die Stellung....vielleicht lieben sie das Landleben....verständlich wäre es. Eine Kröte in der Stadt fühlt sich so unwohl wie ein "Stadtmensch" auf dem Lande, dazu noch in einem fremden.

Ein Städtchen, in dem die älteren Generationen überhand nehmen; vertretend für die gesamte Republik.

Ein Städtchen, in dem man erst ein paar Monate verbracht hat und vorher seine 19 Lenze nie den Heimatort für mehr als zwei Wochen am Stück verlassen hat.

Ein Städtchen, in dem du von bestimmten Punkten zu bestimmten Uhrzeiten zu anderen Punkten genau so lange zu Fuß benötigst, als wenn du Bus fährst (Wartezeit eingerechnet). Absurd, oder? Ist aber so.

Ein Städtchen, in das die Studenten größtenteils von außerhalb kommen. Wenn der Weg zu weit ist, wurde in die Stadt "nebenan" gezogen...jeden Tag in das Städtchen pendeln? Lohnt nicht, alder.

Ein Städtchen, das als Venedig Südhessens bezeichnet wurde...von einer völlig übermotivierten und überdrehten Geographie-Tussi. Sorry, aber etwas LÄCHERLICHERES habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört.

Ein Städtchen, dass man aus Düsseldorf erst nach 4 1/2 Stunden mit Deutscher Bahn und RMV erreichen kann...Sonntags ist das übrigens nicht drin.

Ein Städtchen, in dem ein Campus ist, den wohl nur Leute besuchen, die entweder keine andere Wahl haben, in der Nähe wohnen (sehr, sehr unwahrscheinlich und falls doch: ich leide mit euch!) oder einfach nichts anderes gewohnt sind.

Ein Städtchen, in dem der EDEKA seit den frühen 90ern der Generalüberholung in Strukturen des Managements wohl erfolgreich ausgewichen ist.

Ein Städtchen, in dem KEIN Döner schmeckt...dafür kostet er aber 'nen bissl mehr. Gut so!

Ein Städtchen, in das selbst die lEErkräfte von außerhalb kommen...verständlich!

Ein Städtchen, in dem die Dorfjugend die Wahl zwischen zwei Diskotheken *hust, hust, KEUCHhust* hat. Die Wahl zwischen Elend und Verderben kann man fast nur mit der Flucht beantworten.

Ein Städtchen, in dem im Winter selbst die Hauptstraße nicht mehr von den alt eingesessenen Bewohnern gekehrt wird. Das wird im Sommer nachgeholt....JEDEN Tag, versteht sich.

Ein Städtchen, in dem sich ein Campus befindet, an denen Professoren unterrichten die kiffen oder einfach gescheiterte Existenzen sind. Ausnahmen bestätigen die Regel. Zum Glück überwiegen die Ausnahmen."

-"Aha..."

"Verstehst du jetzt, wie ich mich fühle?"
-"Vielleicht, ja....ich denke schon. Aber sag mal....übertreibst du nicht?"

"Vielleicht, wahrscheinlich schon, aber das ändert nichts an der Grundstimmung....an meiner Grundstimmung."
-"Verstehe..."

"Endlich mal jemand, der mich versteht. Sonst heißt es immer: 'Da musste durch...'. Ich kanns nicht mehr hören, alder. Wer nicht hier war, versteht nicht, wovon ich spreche. Natürlich kann man hier leben und es sich gut gehen lassen und natürlich darf man ein Studentenleben nicht mit dem Leben im Hotel Mamma vergleichen, aber ist die Einbildung falsch, dass man im Pott mehr machen kann als in und um Darmstadt?
Ich meine...im Ruhrpott und Umgebung hast du Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen, Gelsenkirchen, Dortmund, im weiteren Sinne auch Köln. Selbst wenn man nicht jedes Wochenende in eine andere Stadt fährt...es ist einfach alles vertrauter...alles...."
-"Meinste nicht, dass du dich jetzt im Sommer vielleicht einlebst?"

"Wer weiß....so langsam bin ich überfragt, aber eines gibt mir eine Art Bestätigung: Wenn du am verfickten und verhurten Gleis 16 stehst und in Richtung Hessen fährst....dabei Duisburg und Düsseldorf, ja sogar Köln zurücklassen musst und dir dieses Gefühl die Luft abschnürt - wirklich, die Luft abschnürt und du die Tränen nur dadurch unterdrücken kannst, dass der Zug voller Fahrgäste ist - muss doch etwas schief sein, oder?
Du siehst zwei Gleise weiter die Nummer 18...das Gleis, an dem du erst in zwei, drei, vier oder fünf Wochen wieder ankommen wirst...für eine handvoll Tage, um dann wieder an Gleis 16 zu stehen. Und NEIN, es ist nicht der ALLTAG, der stört, denn von Alltag kann man beim Bahn fahren wahrlich nicht sprechen...nein..."
-"Schlaf nochmal die ein oder andere Nacht drüber Kollege...die Transferbestätigung liegt eh noch nicht vor."

"Wie? Noch nicht?"
-"Nein. Das war das, worüber ich mit dir sprechen wollte...das habe ich jetzt getan. Hau rein, ich fahr jetzt wieder nach Hause...."

Montag, April 02, 2007

Einfach mal frei herumgesponnen

Manchmal, nein, oft ist das Leben schwer. Ach was sag ich, sogar absurd. Oder wie bezeichnet ihr es, wenn ein Student sein Fahrrad von der Uni nach Hause schiebt?! Dämlich? Vielleicht, aber absurd ist es auf jeden Fall! Selbst, wenn das Voderrad einen Platten von einer undimensional hektametrischen Größe aufweist, die selbst den Bullen von Tölz verspeisen würde, nachdem dieser wiederum einen afrikanischen Elefanten verdrückt hat. Lecker!

Nach diesem Gedicht für Feinschmecker folgt eine weitere Tragödie. Vom Umfang könnte man sie mit der Reichweite Chuck Norris' Roundhouse-Kick vergleichen; sie gilt also weltweit.
Es fühlt sich so an, als ob die Welt samt Milchstraße und Pluto auf deinem Kopf Mambo tanzt, zwischendurch einen Walzer einlegt, nur um dann wieder Disco-Fox aufs Parkett zu legen. Bedanken sollte man sich!

Eine Frage: Warum ist der Mensch nie zufrieden? Eigentlich soll man ja niemals nie sagen, aber wenn wir ehrlich sind, passt das Wort perfekt.
Entweder denkt man an die Vergangenheit, empfindet diese für besser und trauert ihr nach. Oder, man wünscht sich einen Tag aus der Zukunft so sehr herbei, dass, wenn er da ist, man ihn schon lange durch einen neuen beim Kamel-Händler eingetauscht hat.

Noch eine Frage: Gehe ich richtig in der Annahme, dass das Leben von Mr. Zwickmühle beherrscht wird? Oh, entschuldigung. In der Zeit des Dänglischen muss ich wohl sagen: Mr Predicament.

Im Grunde hüpft man - wie früher auf dem Schulfhof - von Nummernfeld zu Nummernfeld. Setzt vor die Zahlen jeweils das Wort "Problem" und schon habt ihr eine chronologische Auflistung eurer Probleme. So viel Luxus bietet euch die Realität nicht; sie ordnet die Probleme leider nicht in Kästen an.

Gut gefällt mir hingegen ein jemand, der das Leben locker sieht. Mach aus zwei Zwickmühlen eine, aus Einer machst du Keine und schon hast du Mr. Zwick...Mr Predicament (scheiss Dänglisch!) den Dolch durch die Brustplatte direkt ins teuflisch schwarze Herz gestochen. Gegrillt wird morgen!

Noch was: Der Mensch glaubt in fremden Umgebungen ständig Menschen zu sehen, die er kennt. Die aktuelle NEON-Ausgabe verrät woran dies liegt. Der Mensch hat Angst vor einer neuen Umgebung und bildet sich daher ein, bestimmt Leute in einer fremden Stadt zu kennen.

Einen Vorteil hat dies: Man nimmt seine Umgebung bewusst wahr. In unseren Heimat-Ghetto-Vierteln läuft alles wie ein Film an uns vorbei. Egal, ob es der Geschäft machende Köter von nebenan ist, oder die Taube, die vor deinen Augen auf die Windschutzscheibe kotet. Lecker²!

Zum Abschluss: Wie kann es sein, dass manche Leute lieber sinnvolle Dinge in ihren Blog schreiben, als selbst etwas zu lesen. Manche drücken sich förmlich und frömmlich vor einem Shake-Hand mit einem Buch. Warum? Vielleicht weil einem die Geduld fehlt und der Laptop/Fernseher angenehmere Alternativen sind? Schwachsinn!

Es liegt auf der Hand: Der lesende Teil der Bevölkerung wird vom Computer/Fernseher abgehalten, weil ein Buch eine entsprechende Lesezeit in Anspruch nimmt. Vergleichbar mit der Zeit, die man zum essen benötigt, aber eben viel länger. Logisch? Klar!

P.S.: Kalorien sind die kleinen Tierchen, die sich nachts in unsere Kleidung schleichen und diese enger nähen.

Peace