Sonntag, Juli 01, 2007

Fünfte Jahreszeit

Der Kühlschrank surrt monoton hinter meinen Schultern. Der Laptop steht vor mir - zugeklappt. Dafür finden sich auf dem Schreibtisch verteilte DINA4-Blätter mit schwarzen Buchstaben drauf. Kenner wissen was los ist: es wird gelernt.

Gerade, als sich der Kühlschrank eine Auszeit nimmt und mein stylistisches Hochschul-BRAIN sich von den unwichtigen Träumereien abwendet und auf das Wesentliche schaut, fängt der Säugling der Nachbarn an rumzupöbeln. Wuuääh, wuäääääh. Opa versucht hilferufend das Kind mit Klatschen ruhig zu stellen - wie die Lichtschalter, die auf Klatschen reagieren. *Klatsch*: das Licht geht an. *Klatsch Klatsch*: das Licht geht aus. Vielleicht denkt Opa ja, dass das auch mit Säuglingen geht? In der Werbung wird immerhin viel erzählt.

Als Oma endlich die Hilferufe hört und aus der Küche genervt ruft "WAS DANN????" ist eines klar: Oma hat die Hörgeräte ausgeschaltet und nimmt das Geschrei ihres Enkels gar nicht wahr. Opa klatscht weiter. Vielleicht will er das Kind auch motivieren weiter zu machen, um die Nachbarn an einem Sonntag zu ärgern - mich zum Beispiel...die Sau!

Fenster zu und volle Konzentration in Richtung weißes Papier. Aber das Geschrei des kleinen RACKERS (!) geht nicht weg. "Ist es eigentlich normal, dass man Säuglinge am Sonntag zum Schreien auf den Balkon legt?", will ich fragen und dabei fällt mir auf, dass viele ältere Leute zum Lachen auch ins Ausland fahren. Ob da eine Verbindung besteht? Vermutlich, ja.

Wie verschaffe ich mir Ruhe? Boxen aus dem Fenster hängen und obzönes Gestöhne abspielen? Oder Anit-Kinder-Songs? Alles viel zu einfach. Ich liebe Seiten, auf denen es tausende Sounddateien gibt. "Sounddateien > B > Baby > Geschrei". Aha, da sind wir richtig. "Abspielen?". Bitte. "Volle Lautstärke?". Immer doch.

Jetzt können mich die Vollidioten mal. Hahahaha! Mit den eigenen Waffen die Konkurrenz zu schlagen ist im digitalen Zeitalter ganz einfach. Ich habe auch noch Rülps- und Furzgeräusche gefunden. Amüsante Töne und noch "unverhört". Adieu Nachbar, du Amateur. Extra ein Säugling machen, obwohl es diese Geräusche auch im Internet gibt. Unökonomisch und umständlich.

Nach fünf Minuten schließt die Balkontür. Säugling drin. Opa drin. Oma drin. Kein Geschrei. Kein Klatschen. Oh, stopp. Den Klatschsound habe ich dann auch noch abgespielt, um mir selber zu einem grandiosen Sieg zu gratulieren. Au revoir...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.