Montag, Juli 17, 2006

Der Arbeitsalltag


Wer kennt ihn nicht? Jeder der ihn schonmal erleben durfte erleidet am Anfang ein mittelschweres Trauma, bis dieses Trauma als normal angesehen und einfach hingenommen wird. Der Arbeitsalltag...ein alter Bekannter, der irgendwann der "Freund" eines jeden werden wird.

Morgens...egal wann...hauptsache morgens:
Der Wecker klingelt, am besten außer Reichweite des Armes, damit man aufstehen muss, um das wohl unbeliebteste Utensil für weitere 23:59 Stunden zum Schweigen zu bringen. Falls er neben dem Bett steht wird man spätestens durch die nervige Weck-Wiederholungs-Funktion geweckt oder gar nicht.
Die erste Hürde ist geschafft, der Körper befindet sich in einer aufrechten Lage, wenn auch noch sehr wacklig, was wohl auf den noch schlafenden Kreislauf zurückzuführen ist, der noch nicht mitbekommen hat, dass das Individuum jetzt ins Bad gehen möchte...

...im Bad angekommen werden die Zähnchen geputzt, es wird sich geduscht und was sonst noch so ansteht, um den Mitmenschen in der Welt nicht negativ aufzufallen.

Frühstück: Immer noch müde...zu müde um viel essen zu können...man zwängt sich also ein bis zwei Toastscheiben rein und macht sich auf den Weg...

...auf den Weg zur Bushaltestelle...Sonnenschein...Musik im Ohr, dank der Erfindung des mp3-Players und nur ein Ziel vor Augen: Abends wieder zu Hause zu sein.

Man wartet auf den Bus, denn man kommt nie so pünktlich, dass man nur noch einsteigen muss. Man ist entweder zu früh oder zu spät, that's life. Im Bus kann man die Brille putzen, ein Magazin lesen oder einfach nur dasitzen und weiter Musik hören.
Wenn man dann endlich am S-Bahnhof ankommt, hat man schon die erste Etappe des "Weges zur Arbeit" abgeschlossen. Einfach, oder? Und so schnell, denn das ganze Unterfangen verschlung lediglich sieben Minuten des kostbaren Lebens. Umgerechnet in mp3s: Ca. 2.

Wie war das noch mit dem Warten auf öffentliche Verkehrsmittel? Zu früh / zu spät? Der Bus fährt natürlich zu einer so schönen Zeit ab, dass man auch nach einer Verspätung des Busses noch rechtzeitig kommt. Ein Lob an die Rheinbahn an dieser Stelle.
Man wartet also auf die Bahn...hört Musik...liest eventuell...hält möglichst viel Abstand zu Mitmenschen, die sich ebenfalls auf dem Bahnsteig tummeln. Warum eigentlich? Eine alt einhergebrachte Sitte wahrscheinlich, man weiß es nicht!

Nunja, nun kommt die Bahn, sie fährt, sie hält, sie fährt, sie hält....20 Minuten lang bis zum Hauptbahnhof, Endstation. Sie leert sich, die Menge verlässt das sinkende Schiff und strömt hinunter in die Bahnhofshalle. Schnell ein Gebäck beim Bäcker kaufen und noch eine Etage tiefer steigen, die U-Bahn wartet...leider erst in 2 Minuten für geschätzte 10 Sekunden!
Ungefähr 20 Sekunden bevor die Bahn einfährt wird jeder der Menschen auf dem Bahnsteig nervös. Er bewegt sich...warum auch immer. Es ist wohl ein alter Reflex, der immer noch existiert. Eine Art "rudimentäres Organ". Jeder möchte sich einen Platz in der Bahn ergattern...struggle for life, survival of the fittest, um es mal biologisch zu erklären. Alle quetschen sich nun also in eine zu kleine und zu warme U-Bahn und JEDER möchte einen Sitzplatz, aber wie war das noch? Die Klügeren geben nach, richtig! Diejenigen Genossen stellen sich also direkt hin.
Nach 2 Minuten darf ich die Bahn schon wieder verlassen: 2 Minuten später = 2 Haltestellen später. Solche Rechnungen liebt doch jeder Mathematiker, nicht wahr?
Eine Rolltreppe führt nach oben in eine kleine Halle. Eine Zweite führt an die frische Luft. Die zweite Rolltreppe ist lang...man fährt nach oben...kann die einzelnen Blätter der Baumkronen im Sonnenlicht vernehmen...sich durch den Wind bewegend...ein leises Rascheln erzeugend, dass durch die herannahenden Autos so langsam übertüncht wird.

Oben angekommen orientiert man sich kurz und läuft geradewegs in die Hände des Arbeitgebers. Unten im Gebäude geht man herein, die Empfangsdame öffnet durch das Drücken eines Knopfs die Türe zum Treppenhaus. Nun steht man vor der schwierigen Wahl: Aufzug oder Treppe? Die Wahl ist schnell entschieden, denn wenn er Aufzug leer ist, wird er bevorzugt benutzt. Wartet vor dem Aufzug eine Person, die man kennt, fährt man mit ihr zusammen im Aufzug. Steht vor dem Aufzug eine Person, die man nicht kennt, nimmt man lieber die Treppe. Anders herum übrigens genauso.
Im 3. Stock lenkt man den Körper zum Arbeitsplatz und arbeitet...bis zur Mittagspause...danach wird wieder gearbeitet...im Normalfalls dauert der Aufenthalt im Büro dann 7 1/2 Stunden...exklusive einer halben Stunde Freigang (Synonym für Mittagspause).

In der selbigen grast man meistens die selben Lokalitäten ab, geht also auch immer die selben Wege, nimmt also auch immer die selben Gerüche war. Der holzige, muffige Geruch des Überwegs neben einer Baustelle zum Beispiel. Die eine dunkle Ecke, in der es nach Ausscheidungen riecht. Die Straße auf der man umsonst seine Lunge mit Abgasen vergiften darf. Der Geruch der Lokalitäten selbst.
So unterschiedlich die Gerüche sind, so unterschiedlich sind auch die Menschen, die man Tag für Tag wahrnimmt. In der Bahn meist immer die selben Individuen: Aufgemachte, Heruntergekommene, "Normale", Ökos und was es da noch alles gibt...

Am Ende des Arbeitstages wird der eingänglich beschriebene Weg zur Arbeit andersherum abgearbeitet, bis man sich wieder am Ausgangspunkt befindet...home sweet home. Der Kreis hat sich geschlossen und es bleibt nur noch eine kleine Lücke, die es irgendwie zu füllen gitl. Die Lücke trägt übrigens den Namen Freizeit (die Lücke ist übrigens schön auf dem Bild zu erkennen).

Dort verbringt man die viel zu schnell vergehende Zeit zu schnell und liegt schon wieder im Bett...den nächsten Tag vor Augen...die Gerüche des nächsten Tages in der Nase und die Müdigkeit des Morgens im ganzen Körper verteilt...wie Adrenalin, nur leider nicht so kribbelnd und berauschend.

Ich distanziere mich ganz klar von solchen Aussagen wie: "Der Arbeitsalltag ist blöd."...denn das ist er nicht...er ist nur das, was man draus macht!

Keine Kommentare: